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Birgit Steinborn als erste Frau an der Spitze des Siemens-Gesamtbetriebsrats

08. September 2020
betriebsrat des monats Bild von: Alexey Novikov / Adobe Stock

“Der Mensch kommt vor der Marge” ist der Leitspruch der mächtigsten Arbeitnehmervertreterin Deutschlands. Birgit Steinborn ist nicht nur Gesamtbetriebsratsvorsitzende des Münchner Technologiekonzerns Siemens, sondern seit 2015 auch stellvertretenden Vorsitzende des Aufsichtsrats hinter Jim Hagemann Snabe.

Nach der parlamentarischen Sommerpause flammte das Thema „Frauen in Führungspositionen“ erneut auf und brachte zahlreiche Debatten über weibliche Spitzenkräfte hervor. Für uns Grund genug, Ihnen mit Birgit Steinborn eine ranghohe Arbeitnehmervertreterin vorzustellen, die als absolutes Positivbeispiel gilt. Die 60-jährige ist neben ihrer fachlichen Kompetenz bekannt für ihre diplomatische Art, in Arbeiterkreisen gilt sie als modern und pragmatisch. Eigenschaften, die sich besonders in Kontrast zu ihren Vorgängern in beiden Positionen hervortun.

Deutscher Betriebsrätepreis für Siemens Gesamtbetriebsrat

Zu ihren größten Erfolgen zählt die Verhandlung eines Zukunftsfonds in Höhe von 100 Millionen Euro für die Um- und Weiterqualifizierung der Siemens-Beschäftigten in Deutschland im Mai 2018. Gemeinsam mit dem Betriebsrat Standort Tübingen setzte sich die Gesamtarbeitnehmervertretung des Konzerns gegen eine Schließung des Siemens-Werks Tübingen ein, die einen Verlust von mehr als 260 Arbeitsplätzen mit sich gebracht hätte.

Während der Betriebsrat Tübingen eine Strategie entwickelte, die die von der Schließung bedrohte Fabrik zum digitalen Aushängeschild des Betriebs machte, verhandelte der Gesamtbetriebsrat unter Steinborn den Zukunftsfonds, mit dem der Betrieb die benötigten Weiterbildungsmaßnahmen finanzieren konnte. Aus diesem Fonds können nun einzelne Betriebe oder Einheiten der Firma Siemens Geld für ihre Qualifizierungskonzepte beantragen. Welche Projekte wie finanziert werden, entscheidet eine paritätisch besetzte Kommission aus Konzernführung und Gesamtbetriebsrat. „Das sind Investitionen in unsere Kolleginnen und Kollegen“, so Gesamtbetriebsrat Tobias Bäumler.

Laut Steinborn ist der Fonds eine großartige Möglichkeit, Schluss zu machen mit einer „hire and fire“-Politik und Beschäftigte stattdessen im Wandel mitzunehmen. Der Zukunftsfonds mache dringend benötigte Qualifizierungsprojekte an verschiedenen Siemens-Standorten möglich. Für die Entwicklung des Fonds-Konzepts wurde der Gesamtbetriebsrat der Siemens AG im letzten Jahr sogar mit dem Deutschen Betriebsräte-Preis in Gold ausgezeichnet.

Karriere und Leben

Auch wenn Birgit Steinborn auf den ersten Blick so gar nicht in die Tradition der Arbeitnehmervertreter im Siemens-Aufsichtsrat passt, kennt sie den Betrieb doch in- und auswendig. Schon ihre Lehre machte die Industriekauffrau und Soziologin im Siemens-Stammhaus in Berlin. Seit 1990 ist sie Betriebsrätin, zunächst am Standort in Hamburg, wo sie 1996 die Position der Vorsitzenden einnahm. 2008 wurde sie zunächst zur stellvertretenden Gesamtbetriebsratsvorsitzenden ernannt, seit 2014 leitet die erfahrene Geschäftsfrau die Arbeitnehmervertretung.

Birgit Steinborn erlebte und formte auch die turbulenteren Jahre der Siemens AG, inklusive Korruptionsskandal und anschließender Neuausrichtung des Konzerns. In dieser Zeit folgte im Unternehmen ein Umbau auf den nächsten, was zahlreiche Stellenstreichungen mit sich brachte. Dabei führte die 60-Jährige dutzende von Gesprächen am Verhandlungstisch und setzte sich energisch für die Arbeitnehmer ein.

„Mitbestimmung ist die Basis für Arbeit der Zukunft im Sinne der Gleichstellung“

Wenn Birgit Steinborn auf ihre Machtposition als Frau angesprochen wird, macht die Betriebsratsvorsitzende keinen Hehl aus ihrer Einstellung: „Ich möchte irgendwann nicht mehr die Debatten erleben, dass dieses oder jenes von einer Frau oder einem Mann gemacht wird“, erklärt sie nach ihrer Ernennung zur stellvertretenden Aufsichtsratschefin. „Erst wenn es nur noch um die fachlichen Themen geht und nicht ums Geschlecht, haben wir die wirkliche Chancengleichheit erreicht.“ Sie ist bekannt dafür, sich leidenschaftlich für eine Frauenquote einzusetzen. „Aber auf allen Ebenen, nicht nur im Vorstand und im Aufsichtsrat.“ Erst in diesem Monat machte sie mit ihrem Twitter-Account auf problematische Strukturen im Hinblick auf Geschlechterquoten aufmerksam, indem sein einen Report des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung teilte und dazu schrieb: „Mitbestimmung ist die Basis für Arbeit der Zukunft im Sinne der Gleichstellung“.

Unternehmenseinordnung: Siemens Deutschland und weltweit

Den Kern des Milliardenkonzerns mit den Schwerpunkten Technologie und Elektrotechnik bildet die börsennotierte Siemens AG, zu der zahlreiche deutsche und internationale Konzernunternehmen gehören. Das Unternehmen hat allein in Deutschland 125 Standorte, weltweit ist es in 190 Ländern vertreten, womit Siemens zu den größten Unternehmen der Elektrotechnik und Elektronik gehört.

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