Wie der Betriebsrat für weniger Wochenstunden kämpft und gewinnt
Die Diskussion um Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich ist in Deutschland wieder voll entbrannt. Besonders im Fokus steht dabei der jüngste Erfolg bei TKMS in Wismar, wo der Betriebsrat für weniger Wochenstunden einen bemerkenswerten Durchbruch erzielte. Die Vereinbarung einer 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich gilt als Meilenstein und könnte Signalwirkung für andere Unternehmen und Branchen haben.
Doch wie konnte diese Vereinbarung erreicht werden? Welche Strategien verfolgte der Betriebsrat, und welche Argumente überzeugten letztendlich das Management? In diesem Beitrag beleuchten wir den erfolgreichen Kampf des Betriebsrats für bessere Arbeitsbedingungen und kürzere Arbeitszeiten.
Die Verhandlungsstrategie: Daten, Fakten und Durchhaltevermögen
Die Verhandlungen zwischen dem Betriebsrat für weniger Wochenstunden und der Unternehmensführung erstreckten sich über mehrere Monate. Der Betriebsrat stützte seine Forderungen auf fundierte Daten zur Produktivität und zum Wohlbefinden der Belegschaft. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kann eine Reduzierung der Arbeitszeit zu einer höheren Produktivität und geringeren Krankheitsständen führen.
„Wir haben von Anfang an auf eine sachliche Diskussion gesetzt“, berichtet die Betriebsratsvorsitzende Martina Schneider. „Unsere Argumente basierten auf konkreten Zahlen und Fakten. Wir konnten nachweisen, dass die Produktivität in den letzten Jahren erheblich gestiegen ist, während die Arbeitszeit unverändert blieb.“
Der Betriebsrat für weniger Wochenstunden nutzte zudem internationale Vergleiche. In mehreren europäischen Ländern wie Dänemark und den Niederlanden sind kürzere Arbeitszeiten bei gleicher oder sogar höherer Produktivität bereits Realität. Auch die Erfahrungen anderer deutscher Unternehmen, die bereits auf eine 35-Stunden-Woche umgestellt haben, dienten als überzeugende Beispiele.
Ein weiterer Erfolgsfaktor war die geschlossene Haltung der Belegschaft. Eine betriebsinterne Umfrage ergab eine Zustimmung von über 90 Prozent für die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung. Diese Einigkeit stärkte die Position des Betriebsrats erheblich.

Vorteile für Arbeitnehmer und Unternehmen gleichermaßen
Die Vereinbarung zur 35-Stunden-Woche bietet nicht nur Vorteile für die Beschäftigten, sondern auch für das Unternehmen. Die Mitarbeitervertretung betonte während der Verhandlungen stets den beidseitigen Nutzen:
- Verbesserte Work-Life-Balance führt zu höherer Mitarbeiterzufriedenheit
- Geringere Fluktuation und langfristige Bindung qualifizierter Fachkräfte
- Sinkende Krankheitsquoten durch weniger Stress und Überlastung
- Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber im Wettbewerb um Talente
- Höhere Konzentration und Produktivität während der Arbeitszeit
„Der Betriebsrat für weniger Wochenstunden hat immer betont, dass es nicht um ein Weniger an Leistung geht, sondern um ein effizienteres und gesünderes Arbeiten“, erklärt der Arbeitszeitexperte Dr. Michael Hoffmann vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI). „Die internationale Forschung zeigt deutlich, dass kürzere Arbeitszeiten in vielen Fällen zu einer höheren Produktivität pro Arbeitsstunde führen.“
Signalwirkung für andere Betriebe und Branchen
Der Erfolg des Betriebsrats bei TKMS in Wismar könnte eine Signalwirkung für andere Unternehmen haben. Immer mehr Betriebsräte setzen das Thema Arbeitszeitverkürzung auf ihre Agenda. Besonders in Branchen mit Fachkräftemangel könnten kürzere Arbeitszeiten ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.
„Was in Wismar möglich war, kann auch anderswo funktionieren“, ist sich Gewerkschaftssekretär Thomas Müller sicher. „Der Betriebsrat für weniger Wochenstunden hat gezeigt, dass mit einer klugen Verhandlungsstrategie und einer geschlossenen Belegschaft auch ambitionierte Ziele erreichbar sind.“
Allerdings gibt es auch kritische Stimmen, die vor einem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit warnen. Der Arbeitgeberverband weist auf die ohnehin hohen Lohnkosten in Deutschland hin. Doch die Befürworter der 35-Stunden-Woche entgegnen, dass Wettbewerbsfähigkeit nicht nur eine Frage der Arbeitszeit, sondern vor allem der Produktivität und Innovation sei.
Die Entwicklung in Wismar zeigt, dass der Betriebsrat für weniger Wochenstunden nicht nur für die unmittelbaren Interessen der Beschäftigten eintritt, sondern auch die langfristige Zukunftsfähigkeit des Unternehmens im Blick hat. Die Vereinbarung zur 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich könnte sich als wegweisend für die zukünftige Gestaltung der Arbeitswelt erweisen.

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