Automatisierung und Arbeitsplatzsicherheit: Wie Betriebsräte den Wandel mitgestalten

09. September 2025
Ein Roboterarm arbeitet in einer Fabrikhalle

Die Welt der Arbeit ist im ständigen Wandel, und eine der treibendsten Kräfte ist die Automatisierung. Was vor wenigen Jahren noch nach Science-Fiction klang, ist heute Realität: Roboter und intelligente Systeme übernehmen repetitive Aufgaben und verändern die Arbeitslandschaft grundlegend. Diese Entwicklung bietet Unternehmen immense Chancen, etwa durch höhere Effizienz und Produktivität. Doch für viele Beschäftigte birgt die zunehmende Automatisierung auch Unsicherheiten. Drohen Arbeitsplätze wegzufallen? Wie können wir sicherstellen, dass der Mensch im Mittelpunkt bleibt? Hier kommt der Betriebsrat ins Spiel. Als Vertretung der Arbeitnehmerinteressen spielt er eine entscheidende Rolle dabei, diesen Wandel nicht nur zu begleiten, sondern aktiv im Sinne der Beschäftigten mitzugestalten. Es geht nicht darum, die technologische Entwicklung zu stoppen, sondern darum, sie sozial verträglich und zukunftsorientiert zu gestalten. Ein klug agierender Betriebsrat kann in dieser Phase der Transformation zum entscheidenden Partner für die Belegschaft werden, indem er auf die richtigen Mitbestimmungsrechte setzt und innovative Lösungen vorantreibt.

Die Rolle des Betriebsrats bei der Einführung von Automatisierung

Wenn ein Unternehmen plant, neue Technologien und Automatisierungsprozesse einzuführen, hat der Betriebsrat weitreichende Mitbestimmungsrechte. Diese sind im Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) verankert und geben der Arbeitnehmervertretung die Möglichkeit, den gesamten Prozess von Anfang an mitzugestalten. Das bloße Recht auf Information ist dabei nur der erste Schritt. Der Arbeitgeber muss den Betriebsrat frühzeitig und umfassend über alle geplanten Veränderungen, die mit der Einführung der Technologie verbunden sind, informieren. Dazu gehören nicht nur die Art der neuen Maschinen oder Software, sondern auch die potenziellen Auswirkungen auf die Beschäftigten, wie zum Beispiel Veränderungen in den Arbeitsabläufen oder eine eventuelle Reduzierung der Personalstärke.

Die eigentliche Stärke des Betriebsrats liegt jedoch in seinem Mitbestimmungsrecht nach § 90 BetrVG. Dieses Gesetz regelt, dass der Betriebsrat bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen, Arbeitsabläufen und der Arbeitsumgebung mitzubestimmen hat. Dies schließt ausdrücklich auch die Einführung neuer technischer Anlagen ein. Das bedeutet, der Betriebsrat kann darauf bestehen, dass die neuen Technologien so gestaltet werden, dass sie die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter nicht gefährden und dass die Arbeitsprozesse ergonomisch und menschengerecht bleiben.

Ein weiterer, sehr wichtiger Aspekt ist die Qualifizierung. Automatisierung bedeutet in den meisten Fällen nicht, dass Arbeitsplätze vollständig verschwinden, sondern dass sich die Anforderungen an die Mitarbeiter verändern. Wer früher eine Maschine bedient hat, muss sie heute vielleicht programmieren oder warten können. Hier hat der Betriebsrat ein starkes Mitspracherecht bei der Weiterbildung. Er kann darauf drängen, dass der Arbeitgeber in die Qualifizierung der Mitarbeiter investiert, damit diese die neuen Aufgaben übernehmen können und ihr Arbeitsplatz gesichert bleibt. Gemeinsam können Betriebsvereinbarungen über Weiterbildungsangebote, Umschulungen oder gar die Finanzierung von externen Kursen getroffen werden.

Ein Betriebsrat, der hier proaktiv handelt, kann eine drohende Personalreduzierung in eine Chance für die Mitarbeiterentwicklung umwandeln. Statt Entlassungen kann eine sinnvolle Qualifizierung die Mitarbeiter fit für die Zukunft machen und das Unternehmen gleichzeitig mit den benötigten Fachkräften versorgen. Dies stärkt nicht nur die Arbeitsplatzsicherheit, sondern auch das Vertrauen der Belegschaft in die Vertretung.

EinMitarbeiter überprüft am Computer die Produktionsergebnisse nach der erfolgreichen Automatisierung
canva

Sozialverträgliche Gestaltung der Automatisierung

Die größte Sorge bei den Mitarbeitern ist, ob ihr Arbeitsplatz durch die neue Technologie obsolet wird. Und hier hat der Betriebsrat besonders starke Instrumente in der Hand: den Interessenausgleich und den Sozialplan. Wenn die Einführung der Automatisierung unvermeidbar zu betriebsbedingten Kündigungen führt, muss der Betriebsrat über einen Interessenausgleich verhandeln. Dieser regelt, welche Maßnahmen zur Minderung der wirtschaftlichen Nachteile für die betroffenen Arbeitnehmer ergriffen werden. Sollten die Verhandlungen scheitern, kann der Betriebsrat die Einigungsstelle anrufen, die eine rechtsverbindliche Entscheidung trifft.

Noch wichtiger ist jedoch der Sozialplan. Dieser regelt die Folgen der Umstrukturierung für die betroffenen Mitarbeiter. Hier kann der Betriebsrat Abfindungszahlungen, Umschulungsmaßnahmen oder die Einrichtung einer Transfergesellschaft durchsetzen, die den Mitarbeitern hilft, einen neuen Job zu finden. Ein gut verhandelter Sozialplan kann den Übergang für die Belegschaft deutlich abfedern und so die sozialen Härten minimieren.

Es gibt zahlreiche Beispiele aus der Praxis, die zeigen, dass dieser Ansatz erfolgreich ist. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) zeigt in vielen Studien, wie Unternehmen und Betriebsräte Hand in Hand arbeiten, um den Wandel zu gestalten. Ein proaktiver Betriebsrat kann sich bei solchen Projekten aktiv einbringen und nicht nur reagieren, sondern die Rahmenbedingungen für die technologische Neugestaltung mitbestimmen. Ein solcher Dialog auf Augenhöhe ist der Schlüssel zum Erfolg. Für weitere Informationen über die Rolle von Betriebsräten bei Veränderungen, lohnt es sich, die offizielle Webseite des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zu besuchen, um einen tieferen Einblick in die gesetzlichen Grundlagen zu erhalten.

Die technologische Entwicklung macht keinen Halt. Unternehmen, die in die Zukunft investieren wollen, kommen an neuen Technologien nicht vorbei. Doch wie erfolgreich diese Transformation verläuft, hängt maßgeblich davon ab, wie gut die Interessen der Belegschaft berücksichtigt werden. Die Automatisierung muss nicht zu Jobverlusten führen, sondern kann eine Chance sein, die Arbeitswelt menschlicher und zukunftssicherer zu gestalten. Der Betriebsrat ist dabei der wichtigste Partner der Belegschaft, um diesen Weg erfolgreich zu beschreiten.

Betriebsrat Betriebsvereinbarung Mitbestimmung als Betriebsrat
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